Das laute stille Örtchen im Kunstpark West

Vielfältige Kunstwerke sind derzeit im Rahmen der Hofmarkart in Hörbach zu bestaunen. Bei einem Spaziergang präsentierte Kreisheimatpfleger Toni Drexler sie den Kunstfreunden.

Das Schnurgeflecht von Christl Melle und über 30 andere Kunstwerke schauten sich die Besucher bei einer Führung an. (Foto: Voxbrunner)Das Schnurgeflecht von Christl Melle und über 30 andere Kunstwerke schauten sich die Besucher bei einer Führung an. (Foto: Voxbrunner)Hörbach - "Was München kann, können wir schon lange." Mit einer Mischung aus Stolz und Augenzwinkern zeigt Kreisheimatpfleger Toni Drexler rund 100 interessierten Besuchern den "Kunstpark West" in Hörbach. Die in Anlehnung an den Münchner Kunstpark Ost benannte Wiese im Westen des 1700-Einwohner-Ortes ist einer der Schauplätze der Hofmarkart 2010, einer Ausstellung verschiedenster Objekte und Installationen regionaler Künstler, die vor allem eines will: den Blick für die Heimat schärfen. Daneben amüsiert sie, regt zu Diskussionen an, macht Spaß.

Die rund 40 Kunstwerke verteilen sich auf das ganze Dorf und die umliegende Landschaft. Da gibt es Objekte aus Stahl, Holz, Stein, Kunststoff, die sich auf überraschende oder ganz subtile Weise in die Umgebung einfügen. Da schaukeln kleine Plastik-Pyramiden in Obstbäumen. "Vom Winde bewegt" hat Sabine Kinder die Idee genannt. Stahlinstallationen prangen auf der grünen Wiese, eine Walfischflosse aus draht bohrt sich in den Boden.

Holzköpfe mit Huhn: in ländlicher Kulisse kommen die Kunstwerke zur Geltung. (Foto: Voxbrunner)Holzköpfe mit Huhn: in ländlicher Kulisse kommen die Kunstwerke zur Geltung. (Foto: Voxbrunner)Ein riesiges Katapult hat Tor-Magnus Horten gebaut. Den Gästen führte er das Belagerungsinstrument eindrucksvoll vor. (Foto: Peter Holzner)Ein riesiges Katapult hat Tor-Magnus Horten gebaut. Den Gästen führte er das Belagerungsinstrument eindrucksvoll vor. (Foto: Peter Holzner)Genial minimalistisch kommt das Konzept-Kunstwerk von Manfred Sandmeir daher: ein Paar Damen- und ein Paar Herrenschuhe, auf der Straße befestigt, symbolisieren ein Pärchen in vertrautem Gespräch. "Ihr kleiner Bruder (barfuß) nervt", lautet der Titel - eine Denkaufgabe für die Betrachter, die in Gelächter mündet. Ebenso die Installation "Merkel spricht zu ihrem Volk" des Brucker Künstlers Peter Neuberger. Eine gut getroffene Kanzlerinnen-Karikatur aus Holz steht einer Reihe von Holzköpfen gegenüber.

Manche der Kunstobjekte sind auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen. "Ihr wollt mich auf den Arm nehmen", argwöhnt eine zu spät gekommene Besucherin, die nicht glauben will, dass das mobile Dixi-Klo am Straßenrand ebenfalls Teil der Ausstellung ist. Doch weit gefehlt. Wer sich in das Häuschen hinein wagt, erlebt die Akustikinstallation "Schrei ohne Widerhall" - unter Wasser aufgenommene Stimmen und Schreie, das stille Örtchen ganz laut.

Tor-Magnus Horten, ein 27-jähriger Architekturstudent aus Oslo, hat ein gigantisches Katapult gebaut. Wie die mittelalterliche Belagerungswaffe funktioniert, führt er den begeisterten Zuschauern mit Hilfe eines gelben Fußballs vor. Zehn Meter hoch schießt der Ball in den bewölkten Himmel und landet 150 Meter weiter in der Wiese.

Noch lange nach dem Ende des offiziellen Rundgangs wandern die Besucher zwischen den Ausstellungsstücken herum, staunen, kommen miteinander ins Gespräche. "Es gibt großartige Künstler in der Region, auch wenn sie darüber hinaus kaum bekannt sind", sagt die Fotografin Elisabeth Schineis aus Schmiechen. Neben Profis sind auch einige ambitionierte Laien unter den Ausstellern. Ihnen allen bietet Hofmarkart eine Plattform, erst recht, wenn im September scharenweise Besucher zum Brettl-Festival 2010 nach Hörbach strömen.

Dem Betrachter eröffnet die Ausstellung einen neuen, schärferen Blick auf die Umgebung. "Man schaut hin, wo man sonst nicht hinschaut.", sagt Toni Drexler. Die Hofmarkart 2010 läuft noch bis zum 24. Oktober. Neben den Freiluft-Objekten sind Bilder und Skulpturen im Parkettstadl und im Gewölbekeller des Roten Hauses zu sehen.

 

Fürstenfeldbrucker Tagblatt vom 31.08.2010, Ulrike Osman (mit freundlicher Genehmigung), Fotos: Voxbrunner, Holzner